Wortstattnächte 2024
Neue Texte aus dem Drama Lab der WIENER WORTSTAETTEN am
14. & 15. November 2024 im Theater am Werk am Petersplatz
Die WIENER WORTSTAETTEN präsentierten 5 neue Theatertexte von jungen Autor*innen, die beim Drama Lab 24 im Rahmen von Fabulamundi. Playwriting Europe: New Voices 2024 entstanden sind. Eingerichtet von 5 Regieteams wurden die Stücke in szenischen Lesungen im Theater am Werk Petersplatz erstmals dem Publikum präsentiert.
Donnerstag, 14.11.2024, 19.30 Uhr
„Zünzle“ von Kaija Knauer
Regie: Manuel Horak
Mit: Pilar Borower und Elisabeth Prohaska; Musik: Rosa Konstanze Frager
„tender“ von Hannah K Bründl
Regie: Anne Mulleners
Mit: Skye MacDonald, Johanna Orsini, Katharina Rose, Lara Sienczak
Freitag, 15.11.2024, 19.30Uhr
„die sprache“ von Maurus Jacobs
Regie: Thyl Hanscho
Mit: Roman Blumenschein, Okan Cömert, Nelia Maarsen, Alicia Peckelsen
„aufstiegskörper“ von Lena Riemer
Regie: Sonja Romei
Mit: Julia Jelinek, Boris Popovic, Betty Schwarz, Alexandra-Maria Timmel
„BLACKOUT“ von Charlotte Zorell
Regie: Asli Kislal
Mit: Isabella Händler, Julia Pitsch, Leon Lembert, Mirkan Öncel
Musik: Uwe Felchle
Team:
Künstlerische Leitung: Bernhard Studlar
Ausstattung: Renato Uz
Licht: Martin Siemann
Ton: Fabian Rohrhofer
Produktionsleitung: Martina Knoll, Victoria Schopf
Ausstattungsassistenz: Clemens Haas
Hospitanz: Denise Eder
Video: Kurt Van der Vloedt
Fotos: Anna Zehetgruber
Gesamtleitung: Martina Knoll, Bernhard Studlar
14. und 15. November 2024, 19.30 Uhr
Theater am Werk, Petersplatz 1
Zu den Stücken
„Zünzle“ von Kaija Knauer
Brandszenarien verheißen selten etwas Gutes. Die Flucht vor dem Familienstammbaum führt direkt in den realen Wald. Doch auch dort gibt es keinen Schutz. Es brennt in diesem Stück, das sich mit dem Zusammenhang von Feuer und Sprache beschäftigt.
Und aus den Rauchschwaden kristallisieren sich einzelne Bilder heraus: Die Erinnerung an lähmende Familienessen, ein brutzelnder Aal in der Pfanne, die explosive innere Wut einer jungen Frau, die im Alltag unterdrückt werden muss, und sich langsam einen Weg an die Oberfläche bahnt.
„tender“ von Hannah K Bründl
Die Tochter ist jung, sportlich, trainiert. Ob sie das mag, weiß sie nicht genau, nur, dass es dem Vater alles bedeutet, wie ihr Körper aussieht und wieviel Leistung er bringt. „tender“ ist das Kaleidoskop einer Vater-Tochter-Beziehung, es erzählt vom Erwachsenwerden entgegen dem Druck einer Vatersprache. Da ist ein umzäunter Garten, ein kranker Körper, ein Schatten auf dem juniheißen Asphalt. „tender“ ist ein Spiel mit der Wiederholung und ein Angebot: Kommst du mit?
„die sprache“ von Maurus Jacobs
Ein Familienvater erzählt von der Ankunft im neuen Land. Er spricht Deutsch, ungebrochen, gepflegt erzählt von seinen Kindern und den Ehekonflikten, von den Amtsbesuchen und dem zu engen Wohncontainer. Er berichtet, sachlich und nüchtern. Er beteuert seine Dankbarkeit für die Gastfreundschaft.
Der gesellschaftliche Hintergrund des Stücks ist zugleich vertraut und verzerrt, die üblichen Zuschreibungen wollen so recht nicht greifen, und als die Spannung schließlich in Gewalt mündet, kippt auch die Zeit.
„aufstiegskörper“ von Lena Riemer
Der Bildungstrichter hält sich hartnäckig. Besonders während ihres Studiums prallen für viele Bildungsaufsteiger*innen plötzlich ihre alte und ihre neue Welt schmerzhaft zusammen. Der Text folgt der Frage, was passiert, wenn man die sonst eher unsichtbaren Aufstiegsprozesse nicht nur sichtbar, sondern nachfühlbar macht. Anhand exemplarischer Szenen und Situationen werden private und berufliche Konflikte verhandelt.
„BLACKOUT“ von Charlotte Zorell
Ein Endzeittheaterstück für vier Menschen, die sich auf der Bühne an ihren Apokalypse-Gedanken abarbeiten und dabei im wahrsten Sinne des Wortes im Dunklen tappen. In ihrem haltlosen Sprechen versuchen sie sich an der Kunst des Überlebens im jeweiligen Augenblick. „BLACKOUT“ erzählt von einer untergehenden Welt, in der Meinungen, Fakten und Ideologien zu einem diffusen Ganzen verschwimmen. Ein Stück über Machtstrukturen innerhalb der Theaterbetriebs, in dem die die vier Figuren an ihren Ängsten und der damit einhergehenden Einsamkeit zu scheitern drohen.
Zu den Autor*innen
Hannah K Bründl, geboren 1996, studierte Komparatistik, Germanistik und Sprachkunst in Wien und ist Autorin an der Schnittstelle von Lyrik, Drama und experimentellen Formen.
In ihren Arbeiten befasst sie sich mit Themen wie Körper, männlich-semantisierter Gewalt und damit, wie Räume von geschichtlich Durchdrungenem beeinflusst werden und wie davon erzählt wird. Ihre Lyrik wurde in Zeitschriften (manuskripte, kolik, Bella.triste, transistor) und in Anthologien wie dem „Jahrbuch der Lyrik“ publiziert. Mit ihren Theaterstücken wurde sie zum Münchner Förderpreis für deutschsprachige Dramatik, zum Hans-Gratzer-Stipendium und Retzhofer Dramapreis eingeladen und mit mehreren Stipendien ausgezeichnet. Im Herbst 2023 erschien ihr Lyrikdebüt mit Titel „Mother_s“ bei roughbooks.
Maurus Jacobs, geboren 1997 im kalifornischen Albany. Nach dem Abitur arbeitete er als Reporter in Hamburg. Er studierte in Havanna, Leipzig und Kyoto. 2022 erhielt er das »Spaltmaße«-Stipendium der Jürgen-Ponto-Stiftung im Bereich Literatur. Im Frühjahr 2023 schloss er sein Studium für Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig ab. Seit Oktober 2023 promoviert er an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Zuletzt erhielt er den Caroline-Schlegel-Förderpreis für Essayistik und den Retzhof Preis für junge Literatur.
Kaija Knauer, geboren 1996 in Basel, studierte, nachdem sie ein halbes Medizinstudium in Basel absolviert hatte, Theaterwissenschaft und Schreiben an der Universität Hildesheim mit einem Gastsemester am Schweizerischen Literaturinstitut Biel.Neben dem Studium arbeitet Kaija mit einem Praxisfokus auf Dramaturgie und Schreiben an unterschiedlichen freien Projekten. Ihre Texte wurden in Lesungen präsentiert, in Literaturzeitschriften veröffentlicht, u.a. Bella.triste. Kaija war Teil des Mentoringprogramms 22/23 des dramaturgie-netzwerks.
Lena Riemer, geboren 2002 in Düsseldorf, studiert derzeit Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Sie schreibt vor allem Lyrik und Szenisches, fasziniert sich aber vor allem für Texte, die Gattungsgrenzen überschreiten. Lena setzt sich für Partizipation von Kindern und Jugendlichen im jungen Theater ein, zuletzt im Rahmen des Augenblick Mal! Festivals in Berlin. 2024 ist sie Jury-Mitglied für den deutschen Kinder- und Jugendtheaterpreis. Ihre Texte wurden in diversen Zeitschriften und Anthologien veröffentlicht.
Charlotte Zorell, geboren 1996 in Wien als Tochter zweier Clowns. (Kein Witz, lässt sich googeln.) In Kindheitstagen wollte sie Schriftstellerin und Walforscherin werden, beides ist ihr bis jetzt (noch) nicht gelungen. Schauspielausbildung im diverCITYLAB in Wien, Abschluss der paritätischen Bühnenreifeprüfung 2022. Als Schauspielende arbeitet sie u.a. im Dschungel Wien, als Teil des Burgtheater Studio-Ensembles und im Werk X. Ihr Abschlussstück „LOVE ME TINDER“ der diverCITYLAB- Akademie, das 2021 im Theater Nestroyhof/Hamakom uraufgeführt wurde, entstand in Co-Autor*innenschaft mit Regisseur Yosi Wanunu. Immer auch schreibend ist sie seit 2022 Spielerin im freien Performance-Ensemble „ensemble ehrlos“ in Wien.
Eine Koproduktion der WIENER WORTSTAETTEN mit Theater am Werk im Rahmen von Fabulamundi. Playwriting Europe. New Voices.