Arad Dabiri
SUMMERTIME SADNESS!

Mit gebrochenem Herz und unästhetischer Schreibblockade steht DER AUTOR auf der Donauwiese. Dreißig Grad Außentemperatur (siebundzwanzig im Schatten!) und die Menschen um ihn gehen in dieser Hitze auf. Oberkörperfrei, die Flucht aus dem Alltag, Bierdosen, selbstgedrehte Zigaretten, Bücher, Musikboxen. DER AUTOR weint bei dem Anblick, denn er fühlt dabei eigentlich genau gar nichts. Und möchte es doch eigentlich so sehr. Der Moment der Trauer wird gestört:
DIE STADT wirft ihn zu Boden: aber sieh es dir doch an, der sommer rettet doch alle, der sommer macht doch alles plötzlich erträglich!
DER AUTOR winkt ab, denn er hat: den Scheiß schon zu oft gehört. Sommerliche Euphorie steckt ihn schon lange nicht mehr an, hier ist nur Platz für seine Summertime Sadness.
DIE STADT liegt noch auf ihm: aber es läuft doch alles gut!
DER AUTOR schiebt DIE STADT von sich runter. Nichts läuft gut. Die Liebe verloren. Die Arbeit getan. Und jetzt kommt das Loch.
DIE STADT streichelt über seinen Oberarm: andere beneiden dich dafür, und du liegst hier so weinerlich rum!
DER AUTOR stößt die Hand weg. Was sollten andere beneiden? Die Auftragsarbeit abgegeben. Das Stück ins Lektorat geschickt. Und jetzt? Nur Warten. Ewigkeiten abwarten. Im Sommer: Was für andere wie Urlaub wäre, ist für ihn wie Folter. Das Nichtstun. Der Kontrollverlust.
DIE STADT fährt durch seine Haare: sieh nicht zurück, nur nach vorne, der sommer vergeht doch eh zu schnell, nimm ihn, während er da ist, und im herbst geht es so richtig los.
DER AUTOR stößt die Hand ein weiteres Mal, noch vehementer weg. Der Stillstand bringe ihn um. Wenn der Betrieb einrostet. Die Kultur erstarrt. Die Szene im Sommerschlaf. Welche Rolle spielt dann DER AUTOR noch? Und das versteht die Stadt nicht. Sieht nur die Vorteile einer Zwangspause.
DIE STADT gibt auf und legt sich auf den Rücken: niemand hat gesagt, es würde einfach sein, dieses zölibat, aber du stehst das schon durch …

DER AUTOR legt sich nun auch auf den Rücken: Ich stehe das schon durch.

DER AUTOR und DIE STADT:
nebeneinander und friedlich, während Kinder um sie toben, Familien tratschen, Freunde lachen, Jugendliche feiern, Ältere schlafen.
Gemeinsam starren sie in die Sonne, die bald untergehen würde.

DER AUTOR: Und jetzt lass mich in Ruhe, ich glaube ich habe da eine Idee.