Seit 2007 unterstützen die WIENER WORTSTAETTEN die exil-Literaturpreise, eine Initiative des Vereins exil, mit einem Preis in der Kategorie „Drama“.
2014 wurden beim international ausgeschriebenen Wettbewerb 29 Stücke eingereicht, 15 von Autorinnen und 14 von Autoren. Deren Herkunftsländer sind Bosnien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Irak, Iran, Italien, Japan, Kolumbien, Luxemburg, Österreich, Rumänien, Russland, Schweiz, Serbien, Slowenien, Tschechien und die Ukraine.
Die Jury bildeten Petra Paterno (WIENER ZEITUNG), Roland Koberg (Dramaturg) und Bernhard Studlar (WIENER WORTSTAETTEN).
Der exil-DramatikerInnenpreis 2014 ergeht an Barbara K. Anderlič für ihr Stück „Von Schablonen und Romanfiguren“.
Aus dem Juryspruch (für die Jury verfasst von Roland Koberg):
Barbara K. Anderlič beschreibt das schwierige, spannungsgeladene Verhältnis einer Autorin zu ihrem Personal. Wie dieses Personal kommt und geht, wie es beim Näherkommen schärfer wird und wieder in die Unschärfe entlassen wird, wie es von der Schablone zur Figur wird und zum allgemeinen Exemplar, diese Arten von Verwandlung durchziehen das Stück in einer großen, eindringlichen Suchbewegung. (…)
Zu den meistens fließenden, manchmal sehr abrupten Bewegungen, die das Stück macht, gehören Zeitsprünge, Sprünge über Jahre und Jahrzehnte, einmal, im Falle einer Fluchtgeschichte, die uns von Slowenien über Udine nach Kanada führt, sogar über ein volles Jahrhundert: Eine Frau wird im Altersheim mit Hemingways „In einem anderen Land“ konfrontiert, eine Passage im Buch springt auf die Alte über, sie und ihre Freundinnen werden buchstäblich zu Beifahrerinnen und schließlich Hauptfiguren in der Geschichte, die eigentlich Hemingway und seinen Erinnerungen als Sanitäter im Ersten Weltkrieg zu gehören schien… (…)
Barbara K. Anderlič, geboren in Ljubljana, Slowenien, studierte Übersetzen (Englisch, Slowenisch, Spanisch) in Graz und lebte danach mehrere Jahre in Shanghai, China. Dort war sie auf und hinter der Bühne an unzähligen Aufführungen beteiligt, darunter Nick Yus „Drift“ (Shanghai Contemporary Theatre Festival und Edinburgh Festival Fringe). Im Winter 2013 leitete sie einen Theaterworkshop für das Thespo Youth Theatre Group Festival in Mumbai, Indien. Dabei arbeiteten die Teilnehmer an drei spanischen Stücken („Ramón“ von Sergi Belbel sowie „Borges“ und „Goya“ von Rodrigo García), die von Anderlič eigens für den Workshop ins Englische übersetzt worden waren.
Zuletzt führte sie Regie bei Mike Bartletts „Cock“ für das Shanghai Pride Festival und nahm am Forum Theaterübersetzung bei der Theaterbiennale in Wiesbaden teil. Sie schreibt auf Deutsch und Englisch und ist außerdem als Übersetzerin tätig. Zurzeit arbeitet sie an einer Graphic Novel über die LGBTQ Szene in China.
Die Preisverleihung fand am 15. November 2014 im Rahmen der Buch Wien statt.